(us) Die Entführung unseres Zirkels in die Oper am Rhein führte uns geradewegs in die Entführung aus dem Serail.
War Mozarts „Türkenoper“ im 18. Jahrhundert durch die Reiseberichte aus dem Orient intendiert, so fanden wir in der Inszenierung der Düsseldorfer Oper manche Anklänge an das Heute: Liebe, Verzweiflung, Flucht vor dem mächtigen Liebhaber manifestierten sich nicht nur in der Exotik des türkischen Harems, sondern viele Stationen des mozart'schen Singspiels ließen uns nicht von ungefähr an die heutigen Spannungen zwischen West und Ost, an jähes Aufeinandertreffen von Christentum und Islam, an die leider schon alltäglichen Grausamkeiten des IS, an die Bedrängnisse in der Türkei, sogar an den aktuellen Hollywoodskandal denken. Und das nicht nur durch die Einsprengsel der Moderne (Blondes „Brexit" oder „Wir schaffen das!“), sondern durch die Zwänge am Hof des Bassa Selim, zuletzt durch die Gefangennahme Belmontes und Konstanzes, Pedrillos und Blondes und die Forderungen Osmins nach drakonischen Strafen.
Welche Erlösung und gute Wendung am Ende, als Bassa Selim im Gestus des Papstes Franziskus nicht Rache und Vergeltung á la Osmin übte, sondern Toleranz und Menschlichkeit in die Freiheit münden ließ. Sollte hier das Christ-Sein des Bassa nach seinem Übertritt zum Islam späte Frucht getragen haben?
Beeindruckende Leistungen der Akteure auf der Bühne und des Orchesters!
Der Drang mancher Besucher zum Mitsingen der bekannten Arien war schwer zu bremsen….
Angeregte Gespräche in der Pause an den beiden für uns reservierten Foyer-Tischen und netter Ausklang im Klee’s (Fotos).