(us ) Coronabedingt durften die Veranstaltung nur 30 Teilnehmer besuchen, wir hielten quasi Abstand vom Werk dieses großen österreichischen Dichters, der uns in unserer Literaturreihe wiederum vom Bonner Privatdozenten Dr. Nelles näher gebracht wurde.
Musil wurde 1880 in Klagenfurt geboren und studierte zunächst Maschinenbau an der Universität Brünn. Nach seinem Examen ging er nach Stuttgart und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der dortigen technischen Hochschule. Es hielt ihn aber nicht bei der Technik, er schloss vielmehr ein zweites Studium der Philosophie und Psychologie in Berlin an und gab den Ingenieurberuf auf. Sein erster Roman erschien 1906: „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“.
Im Jahre 1908 promovierte Musil bei Carl Stumpf über die Lehren von Ernst Mach, nach dem die Geschwindigkeit im Verhältnis zur Schallgeschwindigkeit beschrieben ist.
Das Angebot, sich zu habilitierten, schlug Musil dann zugunsten einer freiberuflichen Schriftsteller-Karriere aus.
Mit dem Törleß erzielte Musil allerdings nur einen Achtungserfolg, dem eine lebenslange materielle Krise und der leider zu Lebzeiten nie recht erfolgreiche Kampf um literarische Anerkennung folgte.
1910 verzog Musil nach Wien und trat dort eine Stelle als Bibliothekar an der Technischen Hochschule an. Er heiratete 1911 Martha Marcovaldi und arbeitete dann bei mehreren Zeitungen als Redakteuer. 1914 veröffentlichte die Neue Rundschau Robert Musils euphorischen Kriegsessay „Europäertum, Krieg, Deutschtum“. Am ersten Weltkrieg nahm er als Reserveoffizier in den Dolomiten und am Isonzo teil, war Herausgeber der Tiroler Soldatenzeitung in Bozen und beendete die Kriegsjahre 1918 im Rang eines Landsturmhauptmanns mit diversen Auszeichnungen.
1920 lernte Musil den Verleger Ernst Rowohlt kennen, der ihn immer wieder mit Vorschüssen unterstütze, und arbeitete an Dramen und Bühnenstücken sowie als Theaterkritiker. Sein Schauspiel „Die Schwärmer“ von 1921 brachte ihm zwar den Kleist-Preis ein, es wurde jedoch von der Kritik verrissen und kam erst im Jahre 1929 in einer veränderten Version an einer Berliner Vorstadt-Bühne zur Uraufführung.
Ab 1931 lebte Musil wieder in Berlin, musste jedoch finanziell von Förderern und Freunden unterstützt werden. Er verzog nun 1933 erneut nach Wien, erlitt aber dort 1936 einen Schlaganfall, der ihn bis zu seinem Tod zeichnete. Den Anschluss Österreichs an das Nazireich nahm Musil zum Anlass, sein Heimatland zu verlassen. Er ging ins Exil in die Schweiz und arbeitete dort mit Besessenheit am Abschluss seines schwer zu deutenden Spätwerks „Mann ohne Eigenschaften“, welches autobiographische Züge trägt und welches er nicht mehr vollenden konnte. Ein Hirninfarkt setzte im 1942 seinem Leben ein Ende (Fotos).