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Zirkelfahrt nach Rotterdam, das „Manhattan an der Maas“

(us) 33 Teilnehmer des Düsseldorfer und des Erkrather CV Zirkels machten sich am 7. Juni 2018 zu einer Viertagesfahrt nach Rotterdam auf, um dort die Highlights der neuen Architektur zu besichtigen. Zunächst ging es in das alte Delft,

um den stillen Zauber der niederländischen Wohnkultur des 17. Jahrhunderts zu entdecken. Vom Marktplatz aus schlenderten wir hinüber zur Alten Gracht und erwanderten uns nach dem Mittagessen auf einem alten Lastkahn den Kern dieser beschaulichen Stadt. Wir besuchten das Grab des Malers Jan Vermeer in der Oude Kerk und gelangten am Prinsenhof vorbei über den lebhaften Marktplatz zur  Nieuwe Kerk. Dort bewunderten wir das Grabmal Wilhelms von Oranien, dem Begründer des niederländischen Königreichs. Er stand am Anfang der neuen niederländischen Geschichte als Führer des Unabhängigkeitskrieges von Spanien, der erst nach 80 Jahren zusammen mit dem 30-jährigen Krieg  im Jahre 1648 beendet wurde mit der Folge der endgültigen Ablösung der Niederlande vom Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Die Nieuwe Kerk, eine der größten Kirchen des Landes, ist seither die Grablege des holländischen Königshauses.

Und jetzt hinein in das lebhafte Rotterdam nur  20 km weiter!  Schon von unserem Hotel aus, direkt an der eleganten Erasmus-Brücke gelegen, die beim Rheinkilometer 1000 die breite Wasserstraße überspannt, hatten wir einen prächtigen Blick auf die neue Hochhausarchitektur der Stadt, die sich in den alten Docklands des Kop van Zuid aufspannt. Die Hauptumschlagplätze des riesigen Rotterdamer Hafens haben sich mittlerweile fast 40 km weiter in das Rhein-Maas-Delta verlagert und Platz für eine städtebauliche Entwicklung geschaffen, die ihresgleichen sucht. Rotterdam ist mittlerweile zu einem „must see“  avanciert, seitdem dort international renommierte Architekten spannungsgeladene Bauten nebeneinander aufreihen. Wo sonst in Europa sind Entwürfe von Rem Kolhaas, Renzo Piano, Alvaro Siza, Norman Foster, van Berkel, Dam, Houben und anderen Größen der modernen Architektur so dicht und wetteifernd nebeneinander verwirklicht?

Am anderen Morgen wurden wir auf den 185 m hohen Euromast am Rand des Rotterdamer Hafens hinaufkatapultiert. Eine prächtige Sicht über die ganze Stadt, den riesigen Hafen und weit in Niederlande hinein belohnte die von manchen zunächst gefürchtete Auffahrt auf diesen jetzt um fast das Doppelte erhöhten Aussichtsturm, der endlich wieder die in die Höhe geschossenen Wolkenkratzer der Nachbarschaft überragt. Welch ein Ausblick vom sich sanft drehenden Euroscooter auf das sich ausdehnende Rotterdam, das wie eine Modelleisenbahnlandschaft zu unseren Füßen lag!   Das Kontrastprogramm wartete schon in unmittelbarer Nähe auf uns: das weltbekannte Museum Boijmans Van Beuningen mit seinen prächtigen Kunstwerken aus dem Mittelalter bis heute – die Kunstepochen ganz spannungsgeladen dicht nebeneinander aufgereiht - wurde von uns im Rahmen einer interessanten Privatführung durchschritten. Durch den nahen Museumsgarten gelangten wir dann zur Kunsthalle von Rem Kolhaas, in deren Restaurant wir uns zur Mittagszeit stärkten, bevor wir am Nachmittag in einer Hafenrundfahrt die Skyline von Rotterdam vom Wasser aus besichtigen konnten. Hier glitten wir nicht nur an riesigen Portalkränen vorbei und konnten das Löschen von Schiffsladungen aus aller Welt in unmittelbarer Nähe beobachten, sondern auch schon einen Blick auf den größten Passagierdampfer werfen, welcher in den Niederlanden jemals gebaut wurde: auf die SS Rotterdam. Dieses majestätische Schiff, welches früher die Auswanderer nach New York brachte, liegt heute bestens renoviert als Restaurant- und Hotelschiff am Kai und erwartete uns für den Abend zum gemeinsamen Festessen. Der Kapitän unseres modernen Rundfahrtschiffs begrüßte uns uns zum Ende der Hafenrundfahrt in seiner Kanzel auf der Schiffsbrücke und konnte unseren Wissensdurst zur Technik, Elektronik und Ausrüstung des modernen Schiffes durchaus stillen.

Wieder im Hotel machten wir uns landfein, bevor wir an der nahen Anlegestelle mit drei Wassertaxis in rasanter Fahrt zu unserem Abendmenü auf der SS Rotterdam starteten. Mit über 60 km/h schossen die Boote auf unsere „Grand Dame“ zu und legten nach eleganten Schwung am Überseedampfer an. Im großen Speisesaal des Schiffs war schon festlich für uns eingedeckt, bis tief in die Nacht hinein ging es bei launigen Gesprächen hoch her, bevor wir mit den Wassertaxis wieder zu unserem Inntel-Hotel zurückpreschten. Keiner hatte übrigens Magenprobleme in der Nacht, die Wassertaxis sind Gleiter und rasen auf den Wellenkämmen, da kommt es erst gar nicht zum Schaukeln....

Am Samstag fuhren wir mit unseren Autos zum nahen Kop van Zuid, um die Hochhausbauten mit unserem ortskundigem Führer aus der Nähe zu betrachten. Wir starteten unseren Rundgang im Hotel New York, einem historischen Artdeco-Gebäude, dem früheren Verwaltungssitz der Holland-Amerika-Linie, von dessen Kai einst die Auswanderer in die neue Welt starteten. Nach ausgiebiger Wanderung durch die modernen Bauten auf den Docklands wandten wir uns dann der Innenstadt von Rotterdam zu: vor der gotischen St. Laurenskerk, dem einzigen mittelalterlichen Überrest von Rotterdam nach dem verheerenden Bombenangriff vom 14. Mai 1940, trafen wir uns beim Erasmusdenkmal und gingen dann zur neuen Markthalle hinüber, dem spektakulären Shoppingcenter in der Innenstadt von Rotterdam. Dieser großartige Triumphbogen belebt die Stadt mit seinen Marktständen, Shopping Malls und sogar 228 Wohnungen, die in der hufeisenförmigen Überdachung liegen, welche das ganze Ensemble überdeckt. Ein aufsehenerregender Entwurf der Architektin Nathalie de Vries, die in Düsseldorf als Professorin für Baukunst lehrt und mit ihren Architektenkollegen aus dem Büro MVRDV die Eventarchitektur vergangener Epochen wiederbelebt, als Markthallen eines Gustave Eiffel noch „in“ waren. Diese Zeiten kehren offenbar wieder. Wir bestaunten den 11.000 qm großen Himmel dieser Markthalle, der als gigantisches Füllhorn die unten feilgebotenen Waren wie in einer Renaissance-Kuppel in einem digital erstellten Kunstwerk visualisiert, ein gigantisches Projekt aus 4000 Einzelkacheln. Immer wieder wurden unsere  Blicke vom riesigen Warenangebot der Markthalle nach oben gezogen. Enorm !

Nach ausgiebiger Besichtigung der Markthalle trafen wir uns bei den berühmten Kubushäusern des Architekten Piet Blom direkt gegenüber.  Seine Baumhäuser drängen sich würfelförmig auf einer Ecke stehend aneinander, ein Experiment zur modernen Wohnkultur, irgendwie extrem und durchaus gewöhnungsbedürftig.

Ganz in der Nähe das erste Hochhaus der Stadt von 1898 am alten Weinhafen, das Witte Huis, das als eines der ganz wenigen Gebäude den Bombensturm des zweiten Weltkriegs überstanden hatte.  Am Abend schlenderten wir durch die sehr belebte Rotterdamer Altstadt und liessen den Tag bei gemütlichem Zusammensein in unserem Hotel an der hell erleuchteten Erasmusbrücke ausklingen.

Am Sonntag besuchten wir gemeinsam die hl. Messe in der katholischen Rotterdamer Kathedrale, die nicht nur dem Hl. Lorenz, sondern auch der Hl. Elisabeth von Thüringen geweiht, ist. Der Architekt dieses bemerkenswert großen neoromanischen Baus vom Anfang des 20. Jahrhunderts hat dazu eine Architektursprache ähnlich der Wartburg aufgegriffen.

Die Rückreise nach Düsseldorf führte uns über Lüttich, um dort als Schlusspunkt unserer Architekturfahrt noch den neuen Fernbahnhof an der Kreuzung der Hochgeschwindigkeitsstrecken  Oostende/Luxemburg und Düsseldorf/Paris im Stadtteil Guillemins zu besichtigen. Hier hat der spanische Stararchitekt Santiago de Calatrava ein lichtes Zelt aus weißen Mannesmann-Stahlprofilen in der gesichtslosen Vorstadt von Lüttich herabschweben lassen,  eine filigrane Schönheit im Gegensatz zu überkommener Bahnhofsarchitektur. Dieser leichte und organische Bau verwirklicht meisterhaft die Thematik  Kontakt und Transport.

„Wir brauchen Schönheit. Und Schönheit kann große Dinge in Gang setzen“, sagt Calatrava. Diesen Satz konnten wir als Schlusspunkt unserer CV-Architekturreise durchaus stehen lassen. (Fotos)